»Auf gleicher Höhe«
Interview von Audrey Parmentier, Deutsche Welle zur Ausstellungseröffnung im Juni 2011 im Hotel Bogota, photoplatz; Berlin
Link zum Beitrag: Mondial 2011 les allemandes et le foot / Les joueuses de Hansa 07 attendent le Mondial avec impatience
Im Fußball steht der Ausdruck „auf gleicher Höhe” für eine nicht mehr als Abseits zu ahnende Spielsituation. Der Titel dieser fotografischen Serie über ein Berliner Frauenfußballteam ist ganz konkret und weist doch auch über sich hinaus: Frauenfußball ist kein Regelüberschritt mehr. Frauenfußball steht nicht mehr im Abseits, sondern ist schlichtweg auf gleicher Höhe. Die fotografierten Personen sind Spielerinnen des Kreuzberger Vereins FSV Hansa 07. Am Ball, auf dem Spielfeld, im Regen, am Telefon oder nach dem Training im Auto wartend. Oder wie oben zu sehen, auf dem Weg zum Training in der Installation “Zerstörte Vielfalt in Berlin” von 2013. Die Schwarzweißporträts auf den Litfaßsäulen erinnern an die Schicksale von Kulturschaffenden und Politikern, die unter dem Nationalsozialismus aus Berlin vertrieben oder getötet wurden sind.
Wegerhoff greift in seinen Fotografien bewusst auf weibliche Stereotype zurück, überhöht sie, um sie im nächsten Augenblick humoristisch zu brechen. Die Fotografien lassen Raum für diverse Assoziationen und zugleich keinen Zweifel daran, dass Frauenfußball verspielt, verschwitzt und atmosphärisch aufgeladen ist. Dem Betrachter eröffnet sich so ein weites, bisweilen intimes Spektrum, das von eindeutig inszenierten bis zu überraschend unprätentiös Aufnahmen reicht. Der Fotograf war auch gleichzeitig der Trainer des Teams.
Die Installation „Zerstörte Vielfalt in Berlin“, von 2013 mit schwarzweiß Porträts von Kulturschaffenden und Politikern auf Litfaßsäulen greift deren Schicksale unter dem Nationalsozialismus auf. Im Motiv „Auf gleicher Höhe – Zerstörte Vielfalt“ schauen sich zwei Spielerinnen die Installation im öffentlichen Raum auf ihrem Weg zum Fußballplatz an.
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»Trierlogie«
Notiz Februar 2007:
“Mein erster Ansatz der Serie liegt in der Nacht. Es regnet in Strömen. Ich parke das Auto und blicke durch die regennasse Scheibe auf den erleuchteten Eingangsbereich eines Kinos. Ich nehme die Kamera aus der Tasche, aber bevor ich auslöse, wird mir klar, dass ich dieses Bild schon gesehen habe. Ich verlasse das Auto und mache mich auf den Weg in die Innenstadt. An der Fußgängerunterführung angekommen, sehe ich, wie das Wasser seitlich an den Treppen herunter läuft. Ich folge dem Lauf des Wassers nach unten in die Unterführung. Auf dem Boden sammelt sich das Regenwasser, es riecht nach Urin und die Wände sind voller Graffiti. Der Aufgang, den ich früher benutzt hatte, um in die Parkanlage zwischen den zwei großen Alleen zu gelangen, ist mit einer Bretterwand verschlossen. Ich begebe mich auf die andere Seite des unterirdischen Sees. In diesem Moment wird mir bewusst, dass ich mich mitten im ersten Motiv meiner Trier-Serie befinde.”
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»Schiff im Nebel« | »Aage« | »Fanefjord Skove«
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